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Versión original

Kerstin Gier

El Templo #24 (octubre 2011)
Por Cris Menéndez y Carlota Echevarría
6.801 lecturas

Zeitreisen und daraus entstehende Paradoxen sind schwierig in einer Geschichte widerspruchsfrei umzusetzen. In der Edelstein-Trilogie wird man das Ganze erst verstehen, wenn man SMARAGDGRÜN gelesen hat. Wie kann man als Autorin ein solche Tohuwabohu von Daten, Events und Hin und Her zwischen den Zeiten am bestens meistern?

Um es ganz kurz zu machen. Gar nicht, fürchte ich. Die Sache mit den Zeitreisen habe ich am Anfang völlig unterschätzt. Bei RUBINROT war ja alles noch ganz einfach und selbst beim Weiterschreiben von SAPHIRBLAU war ich fest davon überzeugt, die Zeiten und die Logik fest im Griff zu haben. Erst beim dritten Band, SMARAGDGRÜN, ertappte ich mich dabei, wie ich grübelnd in meinem Arbeitszimmer saß, umgeben von lauter Kärtchen, Notizzetteln, Hinweisen, Grafiken und Büchern über Quantenphysik (na ja, ein Buch über Quantenphysik), und verzweifelt überlegte, welches Jahr gerade war.

Xemerius, eine der charismatischsten Figuren in der heutigen Jugendliteratur, erscheint zum ersten Mal bereits in der ersten Linie von SAPHIRBLAU. Wie ist dieser lustige Wasserspeicherdämon entstanden?

Manche Dinge passieren einfach spontan beim Schreiben. Xemerius ist mir während SAPHIRBLAU eingefallen – gleich am Anfang, als ich mir vorstellte, wie Gideon und Gwendolyn sich in der Kirche in Belgravia küssten. Bei diesem Kuss kam auf einmal dieser kleine Wasserspeier angehüpft und ließ sich von da an nicht mehr wegdenken. Von ihm konnte ich mich auch am schwersten trennen, als ich die Trilogie fertig geschrieben hatte. Obwohl, eigentlich lässt er sich nicht wirklich abschütteln. Gerade jetzt sitzt er neben mir und macht dumme Bemerkungen.

Die Edelstein-Trilogie spielt in London. Wir glauben einmal gelesen zu haben, dass London gewählt wurde, um den englischsprachigen Marktraum besser zu erreichen. Trotzdem die Frage, warum London und nicht eine andere, sicher auch international nicht weniger interessante Stadt wie Paris, Berlin oder Rom? Gibt es noch weitere Gründe für die Wahl von London?

Im Grunde genommen war die Wahl einfach, weil ich London liebe. Für die Trilogie bin ich zweimal nach London gereist und zusammen mit meiner Agentin und meiner Lektorin tagelang durch die Stadt gewandert, habe die Atmosphäre in mich aufgesaugt und alle Schauplätze des Romans begutachtet.

London ist eine großartige und magische Stadt mit beeindruckender Geschichte. Und gerade für diese Story und das Thema Zeit hätte ich mir keine bessere aussuchen können. Abgesehen davon mag ich die roten Doppeldeckerbusse, die wunderbaren Kaufhäuser, die Museen (alle umsonst!) und die Leute, die immer so freundlich „May I help you, Darling?“ fragen.

 

Gwendolyn und Gideon reisen in andere Epochen, fechten und tanzen, passen sich der jeweiligen Epoche an. Wie sind Sie bei der Recherche über die verschiedenen Epochen vorgegangen?

Ich habe viele Filme gesehen, viel im Internet recherchiert, aber am allermeisten habe ich gelesen. Zahllose Bücher über das historische London, Bücher über den Grafen von St. Germain, Bücher über das achtzehnte Jahrhundert, Bücher über Shakespeare und das elisabethanische England, die ich dann hinterher gar nicht brauchte. Nicht zu vergessen meine Besuche im Viktoria & Albert-Museum und all die wunderbaren Kostüme dort: eine große Inspiration für die Welt von Madame Rossini!

Sagen wir mal, dass Sie, wie Gwendolyn, das Gen der Zeitreisenden geerbt haben und der Chronograf Ihnen auch zur Verfügung steht. Sie haben jetzt die Gelegenheit, das alles an einem Tag während drei Stunden zu geniessen. Wohin würde Ihre Reise gehen? Was würden Sie in diesen drei Stunden erleben?

Ich bin ja ein echter Angsthase. Besonders weit würde ich mich nicht zurücktrauen. Und auf keinen Fall besonders lang. Schon die Vorstellung, keine automatische Toilettenspülung zur Verfügung zu haben, gruselt mich ehrlich. Im England zur Regency-Zeit stelle ich es mir aber trotz Plumpsklo irgendwie besonders romantisch vor. Wie in einer Jane-Austen-Verfilmung. Und wenn ich für eine Zeitreise von Madame Rossini eingekleidet werden würde, dann ließe ich mich auch zu gern mal ins siebzehnte oder achtzehnte Jahrhundert zurückschicken - am liebsten ohne Perücke.

Für die Edelstein-Trilogie haben Sie nicht nur den Background von Gwen und Gideon als Zeitreisende, sondern auch die Hintergründe der anderen zehn Zeitreisenden geschaffen. Welche ist Ihr(e) Lieblingszeitreisende, ausgenommen von Gwen und Gideon? Ist es denkbar, dass wir sogar mal ein Buch von Ihnen in den Händen halten können, wo diese Person die Hauptrolle spielt?

Das ist ganz klar Margret Tilney, Gwendolyns Ur-Urgroßmutter. Die fand ich von Anfang ziemlich lustig. Aber obwohl ich sie persönlich reizend finde, kann ich mir nicht vorstellen, über sie ein eigenes Buch zu schreiben. Die Antworten lautet also leider: Nein.

RUBINROT kommt demnächst ins Kino. Wie fühlt man sich als Autorin, wenn ein eigenes Buch verfilmt wird? Wie ist ihre Mitwirkung in diesem Projekt?

Dass die Romane auf dem Weg zur Leinwand sind, ist für mich auf jeden Fall aufregend. Ich durfte die erste Drehbuchfassung lesen und freue mich, mit Regisseur, Produzent und Drehbuchautorin im Gespräch zu bleiben, die sich des Stoffes mit sehr viel Liebe annehmen.

 

Vor RUBINROT hatten Sie schon mal Jugendliteratur geschrieben (JUNGS SIND WIE KAUGUMMI). Was war zuerst: die Faszination für die Geschichte oder die Lust, wieder etwas für die jungen Leute zu schreiben? War RUBINROT von Anfang an als Jugendliteratur gedacht?

Eigentlich war es beides. Tatsächlich hatte ich einfach Lust darauf, eine romantische Fantasy-Geschichte für Jugendliche zu schreiben, über die man auch lachen konnte. Und dass sie jetzt nun Jugendliche und Erwachsene lesen, freut mich umso mehr.

Was ist der Unterschied im Kontakt mit jungem oder erwachsenem Publikum?

Ach, so groß ist der Unterschied gar nicht. Viele Erwachsene lesen wie gesagt auch die Edelsteintrilogie. Aber trotzdem – abwechselnd für ein junges und ein erwachsenes Publikum schreiben zu dürfen, ist sehr reizvoll und ich bin glücklich, dass ich beides tun kann.

Eine 26-jährige, hochbegabte, frisch verwitwete Frau klingt nicht wie das beste Thema für einen Frauenroman. Trotzdem haben Sie in diesem Buch das perfekte Gleichgewicht zwischen Humor und Traurigkeit gefunden. Was hat Sie zu IN WAHRHEIT WIRD VIEL MEHR GELOGEN inspiriert?

Ich wollte unbedingt von einer Frau schreiben, die aufgrund ihrer Situation gerade mal nicht nett agiert; ich wollte aber trotzdem, dass man sie mag und mit ihr fühlt. Das war eine echte Herausforderung und einer der Gründe, warum ich für dieses Buch lange gebraucht habe. Aber vielleicht ist mir Carolin deshalb bis jetzt von allen Figuren am nächsten gekommen. Auf jeden Fall habe ich mit keiner anderen so sehr mitgefühlt!

In Deutschland sind Sie eine Bestseller-Autorin. Bis RUBINROT den Weg nach Spanien gefunden hat, waren Sie hier völlig unbekannt. Haben Sie beim Schreiben von RUBINROT daran gedacht, dass diese Saga Ihnen die Türe zu den internationalen Märkten für Ihre anderen Bücher öffnen könnte?

Natürlich hofft man immer beim Schreiben, dass die Bücher gefallen. Und auch bei der Rubinrot-Trilogie war ich zumindest vorsichtig optimistisch. Aber nie im Traum hätte ich mir ausgemalt, wie erfolgreich die drei Bände dann werden würden – und dass Leser in Spanien, Italien, den USA, England, um nur einige zu nennen, so begeistert von der Edelstein-Trilogie sind, das macht mich sehr, sehr glücklich.

 

In Ihrem neuen Buch, das in Oktober veröffentlicht wird, erwacht die Hauptfigur nach einem Strassenbahnunfall fünf Jahre zurück in der Vergangenheit. Haben die mit RUBINROT gesammelten Erfahrungen mit Zeitreisen für AUF DER ANDEREN SEITE IST DAS GRAS VIEL GRÜNER geholfen?

Ein bisschen geholfen hat schon, dass ich mich in das Thema bereits eingedacht habe. Deswegen konnte ich das Buch über Quantenphysik (siehe oben) diesmal getrost beiseite lassen. Aber ganz ehrlich – die Geschichte ist so anders und so neu, dass ich über kurz oder lang wieder mit meinen Notizen, Kärtchen und Grafiken dasaß und mich gefragt habe, wie ich zum Teufel in dieses Schlamassel geraten konnte.

Die Million-Euro-Frage: Haben Sie weitere Bücher für Jugendliche geplant? Können Sie uns etwas darüber verraten?

Die Chancen stehen gut. Und natürlich habe ich schon jede Menge Ideen, nur die sind noch geheim. Jetzt die Gegenfrage: Wer genau bekommt die Million?

Die Attraktivität Ihrer Bücher beginnt fast immer bereits beim Titel. Wie kommen Sie zu so vieldeutigen wie auch einprägsamen Titel wie IN WAHRHEIT WIRD VIEL MEHR GELOGEN oder LÜGEN, DIE VON HERZEN KOMMEN? Wie sind die Titel der Edelstein-Trilogie entstanden?

Die Titel sind fast immer so schwer zu finden, wie den gesamten Roman zu schreiben. Gerade bei den Büchern für Erwachsene braucht das seine Zeit, bis ich endlich zufrieden bin. Leichter war es bei der Edelstein-Trilogie. Ich finde die Wörter „Rubinrot“, „Saphirblau“ und „Smaragdgrün“ einfach nur wunderschön – die Edelsteine natürlich auch. Ursprünglich sollte es so eine Art Schatzsuche nach den Edelsteinen geben, jetzt sind ja die Personen selber die Steine. Und da lag es natürlich nahe, die Bücher nach ihnen zu benennen.

Auf Spanisch sind im Moment nur vier Ihrer Bücher publiziert. Welche Lektüre empfehlen Sie uns, um die Wartezeit bis zur Publikation von SMARAGDGRÜN zu verkürzen?

Normalerweise müsste man als Autorin jetzt alle empfehlen, weil mir alle meine Bücher am Herzen liegen. Aber manche mag ich noch ein kleines bisschen lieber als andere – und deswegen votiere ich für „In Wahrheit wird viel mehr gelogen“. Viel Spaß damit und herzlichen Dank für das nette Interview.